Der Morgen begann klar und vielversprechend: Um 08:45 Uhr verließ ich Wesseling, die KTM Duke bereit für einen Tag voller Kurven, Landschaft und Gedanken. Die Strecke führte mich zunächst über die A553 und A1 bis zur Abfahrt Wisskirchen. Navi-App „Amigo“ auf kurvenreich gestellt, Kamera montiert – die Tour konnte beginnen.

Erster Halt: der Stausee von Bütgenbach. Der künstlich angelegte See, gespeist von der Warche, entstand in den 1930er Jahren zur Stromerzeugung und Trinkwasserversorgung – was auch erklärt, warum hier keine Freizeitnutzung wie Schwimmen oder Surfen erlaubt ist. Eine stille, funktionale Schönheit, eingerahmt von den sanften Hügeln der belgischen Eifel.

Stausee Bütgenbach

Nächster Stopp: die Staumauer von Robertville. Sie wurde bereits zwischen 1925 und 1929 errichtet und staut die Warche zu einem See, der heute nicht nur Energie liefert, sondern auch als Naherholungsgebiet dient. Kanufahrer, Schwimmer und Angler finden hier ihr kleines Paradies – ein deutlicher Unterschied zum streng geschützten Bütgenbachsee.

Robertville-Staumauer

Von dort zog es mich weiter zur legendären Rennstrecke Spa-Francorchamps. Doch anstatt stiller Asphaltidylle erwartete mich dort Hochbetrieb: Das 6-Stunden-Rennen der FIA World Endurance Championship war im vollen Gange. Menschenmengen, Absperrungen, Motorengebrüll – faszinierend, aber nichts für meine heutige Stimmung. Ich drehte um.

Stattdessen: freie Fahrt durch die Ardennen. Schmale Straßen, dichter Wald, die KTM schnurrte durch Kurven, die kaum Platz für einen dritten Gang ließen. In Savy bei Bastogne machte ich Halt, stärkte mich mit echten belgischen Fritten – ein Klassiker, der nie enttäuscht.

Friterie

Ein Blick aufs Navi und den Kilometerstand: 300 km. Und dann – aus. Die Duke ging aus. Geplant, getestet. Ich hatte einen 2-Liter-Kanister dabei, um die Reichweite zu prüfen. Laut Bordcomputer: Verbrauch von 4,2 Litern auf 100 km. Bei 14 Litern Tankvolumen sollte das für etwa 333 Kilometer reichen. Doch die Realität sprach eine andere Sprache: Mit Haupttank plus Kanister – also 16 Liter – schaffte ich 330 Kilometer, was einem tatsächlichen Verbrauch von 4,85 Litern pro 100 km entspricht. Kurvenreiche Strecken, niedrige Gänge, viele Höhenmeter – das Display kalkuliert wohl zu optimistisch.

Irreführung

Auf dem Rückweg fuhr ich durch Luxemburg, zurück nach Belgien, vorbei am Losheimer Graben – einst Schauplatz schwerer Kämpfe während der Ardennenschlacht 1944. Für mich heute still, fast ehrfurchtgebietend. Noch emotionaler wurde es wenig später: Der Weiße Stein – höchste Erhebung der Nordeifel. Hier habe ich als Kind viele Tage mit meinen Großeltern verbracht. Der Ort ist heute noch genauso beeindruckend wie damals – vielleicht sogar mehr.

Tanken in Gemünd, dann zurück auf die Autobahn bei Wisskirchen. Die Rückfahrt war ruhig – die Gedanken noch bei den Kurven, der Geschichte, und der Erkenntnis, dass Planung auf zwei Rädern oft nur eine grobe Richtung ist.

350 Kilometer, fünf Stunden im Sattel, eine Menge Eindrücke – und eine klare Lehre: Tankstopps spätestens bei 250 km einplanen. Und manchmal ist der Umweg der schönste Teil der Reise.


Eine Antwort zu „Kurven, Kalkulationen und Kindheitserinnerungen – Mit der Duke durch die Ardennen Samstag, 10. Mai 2025“

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