Ein Motorrad, ein Traum und die Pyrenäen
Am 5. Juli 2024 begann das Abenteuer meines Lebens. Meine erste große Motorradreise! Die Maschine vollgetankt, der Helm festgezurrt, die Route geplant – und doch wäre das alles nichts ohne meine Frau Vanessa. Sie war meine Navigatorin, Motivatorin und Unterstützerin, ohne die dieses Vorhaben nicht möglich gewesen wäre. Danke, Vanessa, dass du mich hast ziehen lassen, während du zuhause mit unseren „Schnäbeln“ die Stellung gehalten hast.
Das Ziel meiner Reise war Saint-Lary-Soulan, ein kleiner Ort mit gerade einmal 838 Einwohnern, eingebettet in die Pyrenäen. Doch was diesen Ort so besonders machte, war die Tour de France, deren entscheidende Etappe ich am 13. Juli dort live erleben wollte. Aber bis dahin lagen fast 1.600 Kilometer voller Abenteuer vor mir.

Kilometerfressen und Vulkanschlote
Von Wesseling aus ging es zunächst über Metz nach Dijon. Kilometer machen war das Motto, mal über Landstraßen, mal über die „routes nationales“ und hin und wieder auch auf der Autobahn. Mein erster wirklich spannender Zwischenstopp war Le Puy-en-Velay. Diese Stadt, auf 625 Metern Höhe im südlichen Zentralmassiv gelegen, beeindruckte mich mit ihren drei Basaltkuppen – ehemalige Vulkanschlote, die wie steinerne Wächter über die Stadt thronen. Meine Unterkunft dort war ein wahrer Glücksgriff: ein luxuriöses „Altenheim-Apartment“ mit vier Sternen, das keine Wünsche offenließ. Leider blieb mir die kulinarische Spezialität der Region, die berühmten grünen Linsen, verwehrt – der Geheimtipp hatte geschlossen.

Von Millau ans Mittelmeer
Weiter ging es über Mende und Meyrueis, enlang der N106, bis nach Millau. Dort bot mir meine Unterkunft einen spektakulären Blick auf das beeindruckende Viaduc de Millau, eine technische Meisterleistung, die den Himmel zu berühren scheint.
Da ich zeitlich gut unterwegs war, entschied ich mich für einen kleinen Umweg: einen Abstecher an die französische Mittelmeerküste nach Narbonne Plage. Und was für ein Glück! Wenige Tage später sollte dort eine Etappe der Tour de France starten, sodass ich die Vorbereitungen und die aufgeregte Atmosphäre hautnah miterleben konnte.


Ankunft in den Pyrenäen
Nach einem weiteren Zwischenstopp in Tarascon-sur-Ariège erreichte ich am 12. Juli 2024 endlich mein Ziel: Saint-Lary-Soulan. Der Ort war ein lebendiges Mosaik aus Menschen aller Nationen – Spanier, Engländer, Portugiesen und viele mehr. Die Nähe zur spanischen Grenze brachte eine besondere Mischung von Kulturen und eine fröhliche, erwartungsvolle Stimmung. Noch am Vorabend der großen Etappe war die Aufregung spürbar. Jeder fieberte dem Moment entgegen, an dem die Radprofis die Straßen erobern würden.




Eine unerwartet schnelle Rückkehr
Leider verlief die Rückreise anders als geplant. Ein persönlicher Schicksalsschlag zwang mich, die geplante Route über Nordfrankreich aufzugeben und stattdessen auf direktem Weg nach Hause zu fahren. Am Morgen des 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, verließ ich Saint-Lary-Soulan und legte über 700 Kilometer bis nach Orléans zurück. Dort fand ich ein Zimmer in einem Hotel mitten in einem Industriegebiet. Fast alles war geschlossen, und meine einzige Mahlzeit war ein Burger aus einem nahegelegenen Laden. Doch nach so einem langen Tag hatte ich ohnehin keine Energie mehr für große Abenteuer.
Am 15. Juli 2024, nach zehn Tagen auf Achse, rollte ich schließlich wieder in die Heimat ein. Dort wartete Vanessa bereits mit offenen Armen – und unsere „Schnäbel“ begrüßten mich mit lautem Gezwitscher. Es war eine Reise voller Höhen und Tiefen, unerwarteter Wendungen und unvergesslicher Momente. Und eines weiß ich sicher: Es wird nicht die letzte gewesen sein.

